Aus einem Leben

Darf man, bzw. ich, diese Überschrift zu meinem 47. Geburtstag wählen?
Ich denke schon! Wenn ich mich recht erinnere, war zuletzt mein 18. Geburtstag auf dem selben Level. Und wenn ich ehrlich bin, im Moment fühle ich mich auch wieder wie mit 18 Jahren.
Heute Morgen wurde ich mit einem Hanuta mit einer kleinen Steckkerze darauf geweckt, und ich fand es cool. Heute Mittag habe ich einen verbrannten Schoko-Kuchen bekommen, und er hat göttlich geschmeckt. Die verwüstete Küche habe ich innerhalb einer Stunde wieder in Ordnung gebracht, und ich habe dabei gelächelt und war bemüht, sehr leise zu sein, damit meine Frau in Ruhe ihr Mittagsschläfchen halten konnte. Die Rechnung für das Essen beim Vietnamesen wird die Firma bezahlen und mein Kind hat endlich genug Feingefühl, sich im richtigen Moment unsichtbar zu machen. Nein, nicht wegen Sex. Wegen der Vorbereitung zum Sex...
Es war ein neuer Club für uns, und ein anderes Motto. Neuland, Neugierig und Abenteuer. Es war zwischenzeitlich grenzwertig, und dennoch ein erotisches Erlebnis. Solo-Herren, aber mit Anstand und mit Abstand! Und ganz anders als erwartet...

Jedenfalls ein komplett neues Geburtstags-Programm, und es hat mir gefallen. Was ganz wichtig ist: ich liebe meine Familie, mein Kind (auch wenn es nicht mein leibliches ist) und vor allem meine Frau, nach fast zehn Jahren mehr denn je. Dagegen ist ein Sechser im Lotto nebensächlich.

Gut geschlafen und einen schönen Morgen mit meinen Mädels gehabt. Sehr liebe Worte von meiner Frau bekommen :-) - das mildert den depressiven Moment deutlich ab. 47 Jahre, - die Hälfte ist definitiv vorüber!

Und auf Arbeit? Nun ja, in meinem Job macht man sich keine Freunde, - von daher habe ich kein Ständchen erwartet. Und irgendwie war mir auch klar, das mein dauerüberarbeiteter Chef an meinen Geburtstag nicht gedacht hat. Nun gut, Empathie ist jedenfalls nicht seine Kernkompetenz...

Es waren dann doch drei Telefonate:
Sohn vom Chef kann nicht verhandeln. Im Gegenteil, jetzt steht er noch schlechter da, von 12 Monaten Kündigungsfrist (!) auf vier Wochen reduziert und er glaubt tatsächlich, dass es ein Erfolg für ihn ist. Oh je, ich komme in die Hölle...
Zweites Gespräch: "Frau Hauptgeneral", eine Dame hohen Alters, derzeit verantwortlich für IT/EDV und die Einführung des ERP-Systems. Seit über 20 Jahren in der Firma und mischt überall ordentlich mit. Anstrengende Person. Neben dem Chef die einzige Person, der ich nicht weisungsbefugt bin. Dazu ein anderes Mal mehr.
Das letzte Gespräch mit dem Chef, eine Vorwarnung, was morgen auf ihn zukommt. Er fängt meistens gegen fünf Uhr morgens an...

Habe mich tatsächlich um 15.45 Uhr aus der Firma verdrückt. Noch ein unangenehmes Telefonat, dann ist Feierabend. Aber: unangenehm bedeutet auch unangenehm! Der Sohn des ehemaligen Inhabers am neuen Standort ist von Beruf "Sohn von Chef" und hatte den Titel Prokurist.
Musste ein bisschen drüber lachen... Gelernter Fräser, Lese-Rechtschreibschwäche und null Ahnung von kaufmännischen Abläufen. Wollte aber nach der Insolvenz mehr Gehalt haben.
Gestern habe ich ihm halbwegs höflich, aber bestimmt mitgeteilt, dass er froh sein kann, dass ich ihm nur 10% von seinem bisherigen Gehalt gekürzt habe und heute die Unterschrift auf dem Vertrag erwarte. Nun, wie es scheint ist er mutig und möchte nachverhandeln... Ich halte ihm Zugute, dass er mich noch nicht richtig kennengelernt hat. Ich werde ihm es nochmals erklären, Mal schauen wie er gleich reagiert?

Startschwierigkeiten. Habe mir den Luxus gegönnt, eine halbe Stunde länger im Bett zu bleiben. Die Übergänge vom Traumland ins reale Leben verschwimmen. Bin ich eigentlich schon wach?
Und was noch viel schlimmer ist: Morgen ist schon Freitag und der 47. wartet gnadenlos auf mich...

Unglaublich, wie die Zeit verrinnt! Schon wieder Mittwoch Abend, wo ist der Dienstag hin? Untergegangen im Arbeitswahnsinn. Ich war früh aus dem Büro raus, muss so gegen 15.45 Uhr gewesen sein. Fester Vorsatz: nicht mehr arbeiten!
Habe gegen 22.00 Uhr den Rechner ausgeschaltet...
Was aber viel bemerkenswerter, bzw. schlimmer war: ich hätte außerordentlichen Sex mit meiner Frau haben können und wollte nicht. Zu müde, ausgelaugt und gedanklich blockiert. Bedenklich!
Der Arbeitsrichter hat mich gemeinsam mit dem Anwalt des Klägers auseinander genommen, was zwar zu erwarten, dennoch aber schmerzhaft war. Ich konnte zwar die Abfindung von knapp 30k€ auf 5,8k€ reduzieren, das war's aber auch. Sechs Monate Gehalt bekommt der ehemalige Mitarbeiter trotzdem. Nun gut, kalkulierte Misserfolge, raus ist er dennoch.
Heute wieder Hamburg und zurück. Über sieben Stunden im Auto inklusive Unfall, Vollsperrung und Umleitung über Landstraßen. Immerhin hatte ich heute einen meiner Mitarbeiter dabei, der tapfer meinen Fahrstil ertragen hat und mich angenehm unterhalten hat. Blöd ist nur bei der Laberei, dass die Aufmerksamkeit nachlässt. Mal schauen, wie teuer diese Nachlässigkeit wird und wie hoch der Strafzettel ausfällt.

Am neuen Standort hat ein Mitarbeiter hoch gepokert und wollte mit seiner Kündigung eine Gehaltserhöhung durchsetzen. Bin ich nicht drauf eingegangen, sehr zum Missfallen des ehemaligen Inhabers. Jetzt sind fünf Leute im Büro und nur noch elf in der Produktion. Da muss ich dringend Abhilfe schaffen, eine zweite Schicht ist nicht mehr möglich.

Die Baustellen nehmen Überhand, aber egal. Man sagt ja so schön: Wer bis zum Hals in der Scheiße steht, sollte den Kopf nicht hängen lassen!

Fühlt sich immer gut an, wenn ich eine knifflige Aufgabe gelöst habe. Heute habe ich in den Tiefen eines Finanzbuchhaltungs-System eine bestehende Firma angelegt, und das nur auf Basis einer SuSa, GuV und Bilanz. Der Anlagespiegel fehlt, ansonsten müsste ich das ganz gut hinbekommen haben. Und eine Menge Berufsschul-Wissen aufgefrischt...

Meine liebe Tochter hat mir heute einen Schreck eingejagt. Sonst rund um die Uhr am Telefon, und wenn es wichtig ist, geht sie nicht ans Telefon. Mein Bauchgefühl hat ja auch kein Alarm geschlagen, aber meine Frau hat mich nervös gemacht. Also bin ich schnell nach Hause gefahren, genervt vom Stau und von mir selbst, weil ich immer noch kein Versicherungskennzeichen für meinen E-Roller beantragt habe, und finde meine Tochter seelenruhig beim Wäsche aufhängen. Pädagogisch wertvoll habe ich sie ein wenig angeblafft und dann weitergearbeitet.

Und meinen Geburtstag feiere ich mit meiner Frau in einem Swingerclub. Finde ich irgendwie etwas verrückt.

Montag.
Eigentlich schon Aussage genug! Und dann noch diese Temperaturen. Absolut nicht meins.
Wie soll ich da meine Motivation finden? Zahllauf, Buchen, Mahnen, technische Probleme lösen. Die pure Qual...

Der Traum vom Lotto-Gewinn, wer hat ihn nicht? Millionär sein, das wär's! Alle Probleme vergangen und vergessen...
Nun, seit fast zehn Jahren kenne ich einen Millionär, zählt zur Familie. Und etwas konnte ich von ihm lernen: mit Geld kann man sich weder Liebe und Zuneigung kaufen, und vor allem ist das Geld kein Garant für familiäres Glück!
Ich hatte das Vergnügen, gestern mit meiner Familie zum Kindergeburtstag dort anzutanzen..., na ja gut, es war eigentlich ein netter Tag. Pool, Catering, Musik, Sonne, nette Gespräche und eine entspannte Familie.
Heute zwar ein paar Stündchen gearbeitet, dafür gleich morgens mit meiner Frau am See eine Runde gekuschelt und die Sonne genossen. Zum Baden ist es mir noch ein wenig zu frisch, da bin ich verpimpelt. Ansonsten zwei recht entspannte und erholsame Tage, die den bevorstehenden Geburtstag nächste Woche etwas weniger depressiv erscheinen lassen.

Ein guter Tag. Viel lästigen Kleinkram abgearbeitet und den Rest wenigstens wieder sortiert. Ich bekomme den Überblick zurück und gebe den Takt vor. Zumindest auf der Arbeit.

Ich habe zeitig Feierabend gemacht und Versuche die chaotische Verkehrssituation in meinen Alltag einzubauen. Der Weg zu meiner Stamm-Einkaufsquelle ist jetzt ein riesen Umweg. Aber neue Läden? Wo ist was? Für mich die pure Hölle. Da die Baustellen noch lange bleiben werden, muss ich wieder auf den E-Roller umsteigen und das mit dem Einkauf anders organisieren. Ich werde Mal die Welt der Lieferdienste neu erkunden.

Und zum seelischen Zustand: Habe heute etwas Dampf abgelassen. Sowohl meine Frau als auch meine Tochter und dann auch noch beide zusammen mussten sich meine Frustration anhören. Sie erwarten permanent,, dass ich "funktioniere". Aber nach knapp zehn Jahren kommen da halt ein paar Verschleißerscheinungen zu Tage, das lässt sich nicht weg diskutieren. Meine Frau steckt in ihrer "ich-werde-40" Krise und meine fast 14-jährige Tochter lebt in einer Parallel-Welt oder sonstwo, jedenfalls nicht in unserer Realität. Da habe ich halt zwischendurch das Gefühl, etwas zu kurz zu kommen.