Aus (m)einem Leben

Das war jetzt mal ein unerwartetes Gespräch.
Blut ist dicker als Wasser, da ist was dran.

Mir ist heute mehrfach etwas unlogisches aufgefallen. In meinem Blog kann ich schreiben, habe damit überhaupt kein Problem, meine Gedanken und Gefühle aufzuschreiben. Nach der Nachricht von meiner Frau ist mir aufgefallen, dass ich Schwierigkeiten habe, ihr eine Antwort zu schreiben. In den letzten zehn Jahren habe ich das nur einmal gemacht, nämlich Ende 2019, als ich damals die Trennung durchziehen wollte. WhatsApp-Antwort kommt nicht in Frage, so viel Text gehört da irgendwie nicht hin. Einen Brief oder eine E-Mail schreiben fühlt sich auch irgendwie doof an.

Für ein paar Stunden in die Arbeit abgetaucht, das war gut. Nun aber wieder die Realität, das ist nicht gut.
Und ich gestehen, weil das Thema "loslassen" heute so aktuell war: ich würde auch gerne loslassen! Das klingt irgendwie so nett und aufbauend. So einfach. Fast schon verlockend.

Was mich tatsächlich gerade emotional überrollt: Die Erkenntnis, nichts daran ändern zu können, wie mein Leben gerade auseinandergenommen wird und in sich zusammen fällt. Und nur, weil es Menschen gibt, die lieber vor ihren Problemen davonlaufen, statt sie zu lösen. Das ist bitter. Dabei ist reden so einfach...

Habs versucht, - erfolglos. Bin erst nach vier Uhr eingeschlafen und durch meine Frau heute morgen geweckt worden. Wenig leise durchs Schlafzimmer gerauscht, - sie braucht ja ihre Klamotten.

Heute morgen mein Auto eingesammelt und einen schönen frühmorgendlichen Spaziergang gemacht. Das war irgendwie erholsam. Danach habe ich gerade lange mit meinem Chef gesprochen, - klasse Kerl! Was der gerade für mich macht ist der absolute Wahnsinn.

Zwei morgendliche Erkenntnisse: Das Wort "loslassen" ist eine verlogene Umschreibung für "ich laufe vor meinen Problemen lieber davon als mich ihnen zu stellen".

Und: um jemanden so zu hassen, muss man ihn vorher genauso geliebt haben.

Na dann, der Tag wartet nicht auf mich, irgendwann muss ich auch wieder was produktives machen. Und ich muss mir überlegen, ob und wie ich meiner Frau antworte.

Und ganz zum Schluss, und danach versuche ich zu schlafen:

Nein, meine Frau war mir keine schlechte Ehefrau, wenn man so etwas überhaupt schreiben darf/kann. Sie war (und ist es tatsächlich noch immer) für mich die perfekte Frau. Mehr kann man eigentlich nicht sagen. Wird wohl der Grund sein, warum ich sie liebe. Ich könnte viele Seiten vollschreiben, warum ich so denke, und es würde am Ende trotzdem nicht vollständig sein. Aber ich denke am meisten liebe ich sie dafür, das ich mich immer mit ihr "gleichwertig" gefühlt habe und nur selten das Wort "stolz" benutze, aber auf meine Frau und Tochter war und bin ich es.

Und weil ich nicht schlafen kann:

Es ist schmerzhaft, weil ich nur einen "Grund" bisher gehört habe, warum meine Frau die komplette Trennung auf einmal möchte. Weil sie das Gefühl hat, das "ihre Seele Abstand" braucht. Ihre Worte, O-Ton. Genau das habe ich ihr vor fünf Wochen im Hotel in Polen angeboten, als ich wieder nach Hause fahren wollte. Sie bat mich zu bleiben, - ihre Worte: sie möchte die zehn Jahre nicht einfach so wegwerfen, sie liebt mich noch und möchte mit mir zusammen bleiben.
Schmerzhaft ist auch ihr Satz, dass sie "nie den Schneid hatte, die Dinge anzusprechen". Das schmerzhafte daran ist, dass wir eigentlich immer in unserer Beziehung/Ehe über alles offen und ehrlich reden konnten, bis halt über das Sex-Thema. Und das ich verdammt nochmal bis heute keine Ahnung habe, welche "Dinge" sie eigentlich meint.

Was habe ich falsch gemacht?

Urlaubstag. Davon hab ich noch genug, aber mein Chef hat den eh schon gelöscht. Vorteil: die Bahn war angemessen leer und ich bin mal zur Abwechslung gut zurückgekommen. Oder geflogen. Jedenfalls unter drei Stunden. Danach eine kleine Auszeit.

Obwohl ich den ganzen Tag über komplett im Arsch war, jetzt ist schon wieder nicht an Schlaf zu denken. Habe mich aber vorsichtshalber für morgen später angekündigt. Muss eh mit der BVG fahren und dann irgendwie später mein Auto einsammeln.

Für das Kollege L. Problem zeichnet sich dank eines guten Freundes eine Lösung ab. Zumindest für mich. Oder wie ich damit klarkommen kann. Aber jetzt bloß nicht weiter darüber nachdenken.

Und ja mein Engel, ich werde dir noch antworten. Ich muss deine Nachricht aber erst "verdauen", die war nämlich ziemlich schmerzhaft und hat eine Menge Fragen aufgeworfen.

Und weil ich es dir vielleicht nicht deutlich genug gesagt und erklärt habe: rede lieber mit mir anstatt hier zu lesen. Es bleibt weiterhin (m)ein seelischer Müllhaufen. Ich habe das all die Jahre so gemacht, sogar schon, bevor wir uns kennengelernt haben. Wenn ich dir etwas mitteilen möchte, mache ich das wie bisher. Damit sollte der Punkt erklärt sein, hoffentlich.

Mit Chef telefoniert und Urlaubstag eingetragen...

Super. Essen geht gar nicht, bin direkt bei McDonald's wieder raus. Und den Kaffee habe ich gerade großzügig auf dem Schreibtisch verteilt.
Das Beste wird sein, ich knall mich hinters Steuer und fahre wieder zurück.