Aus einem Leben

Fünfeinhalb Stunden Schlaf sind einfach zu wenig! Um kurz nach vier sollte niemand das Bett verlassen müssen, wird so auch nicht mehr vorkommen. Mein Überraschungs-Besuch kam natürlich nicht gut an, hat aber eine deutliche Botschaft gesendet: Ihr könnt euch nie sicher sein, wann ich hier aufschlage!
So, dann mal ran an die Arbeit...

Gelassenheit, Ruhe, Kräfte sparen. Diskussionen vermeiden und gute Laune ausstrahlen. In knapp zwei Wochen fahren wir in die Toskana, mitten im Nirgendwo in eine kleine Ortschaft. Ferienwohnung mit Pool und Wlan. Diese kleine Pause wird zeigen, dass wir unsere kleine Ehekrise wieder in den Griff bekommen, da bin ich mir ziemlich sicher.

Morgen Hamburg. Überraschungs-Besuch mit frühem Auftritt, was bedeutet, dass ich meinen zarten Hintern wieder früh aus dem Bett schwingen muss. Willkommen werde ich nicht sein, aber damit rechne ich auch nicht. Sie gehen gerade auf Konfrontationskurs mit uns, da muss ich leider etwas gegen halten. Bringt meine Wochenplanung etwas durcheinander, aber für Flexibilität werde ich bezahlt. Unter anderem...

Meine Tochter hat mir vorhin gesagt das sie sich wünscht, dass ich wieder glücklich bin. Hat mir das Herz gebrochen! Vermutlich bin ich ein absoluter Vollidiot und sollte zusehen, so schnell wie möglich wieder meinen inneren Frieden zu finden und nicht mein Familienleben auf's Spiel zu setzen. Es gibt wichtigeres im Leben als Sex...

Nun gut, es gibt Dinge, die lassen sich halt nicht ändern! Also muss ich mich ändern. Denn ich möchte eigentlich meine Ehe fortsetzen, nicht nur meiner Tochter zuliebe. Irgendwie wird das schon funktionieren...
Ich könnte asexuell werden oder aber mir eine Liebhaberin zulegen. Beides nicht wirklich erstrebenswert.
Ich könnte auch so weiterleben und mich einfach täglich besaufen. Wird vermutlich auch nicht die perfekte Lösung sein.
Jedenfalls muss der Teufelskreis durchbrochen werden und wir müssen dringend zurück zu unserer familiären Harmonie finden. Alles andere regelt sich dann von selbst.
Hoffentlich!

Auftritt letzten Mittwoch in Hamburg: die Kündigung für die die Frau vom Chef im Gepäck! Erwartungsgemäß kam sie jetzt nicht sonderlich gut an... und was hat es uns gebracht? Missstimmung, Bockigkeit, Krankschriften. Eigentlich müsste ich mich jetzt nach Hamburg versetzten, denn da läuft gar nix mehr. Laune im Arsch, Produktivität gleich null, Informations-Chaos. Mal sehen, ob ich da morgen vor Ort etwas wieder korrigieren kann?!?

Der Geburtstag meiner Frau war etwas verhalten. Erstmalig gab es keine morgendliche Geburtstagsrunde, - sie wollte lieber ganz früh zur Arbeit, der Handwerker ist wichtiger als die Familie. So dann auch der restliche Abend, eher angespannte Stimmung, da half auch ein Besuch im Restaurant. Samstag die Familie zum Brunch, welcher um halb acht abends endete. Also war ich wieder fleißig, viel vorbereiten, viel aufräumen, viel bezahlen. Das sonntägliche Ehe-Gespräch hat auch keine Änderungen hervorgebracht, es bleibt alles wie bisher. Ich darf zwar funktionieren, aber eben keine Wünsche haben. Obwohl, doch, die darf ich haben. Sollte sie aber besser für mich behalten, denn sie werden nicht erfüllt. Sie ist halt abends zu müde und nicht in Stimmung. Also habe ich mich gefälligst ihren Bedingungen unterzuordnen...
Ganz ehrlich: ich glaube, hier wird gerade der Anfang vom Ende eingeläutet.

Der Machtkampf, monatelang unterschwellig geführt, ist seit letzter Woche vollends ausgebrochen. Frau General nutzt alle Mittel, von Diffamierung über Beleidigung bis hin zur Erpressung. Aber manche Kämpfe müssen ausgetragen werden, um anschließend wieder in ruhige Fahrwasser zurückzukehren.

Nervig ist der Zeitverlust. Was mit einer kurzen Anweisung erledigt werden könnte, wird nun in unzähligen Emails mit sich stetig erweiterndem Leser-Kreis bis ins kleinste Detail zerredet und infrage gestellt.

Und nebenbei der völlig gestörte Steuerberater und die Erstellung von zwei Jahresabschlüssen. Na mal schauen, der Tag wird noch einige Überraschungen bereithalten...

Ich bin zum Glück etwas zu alte geworden, um noch diese Dummheiten zu machen. Habe demzufolge noch ein Sportzigarettchen geraucht und bin kurz nach zwei ins Bett gefallen.
Und viel zu früh von meiner Frau geweckt worden! Vorfrühstücklicher Sex hin oder her, - Schlaf braucht der Mann. Nun ja, ein Power-Napp zum Mittag hin musste ausreichen. Dafür Rasen gemäht und Hecke geschnitten. Allerdings ziemlich lustlos, wie man an der Hecke erkennen kann. Aber egal, mich stört es nicht.
Sonntag Kurzbesuch im Biergarten und ansonsten Faulpelzen. Darin bin ich ganz gut geworden!
Wen nicht diese lästigen Nachrichten von meiner Kollegin gekommen wären, hätte man von einem entspannten Wochenende schreiben können. Aber die Nachrichten kamen und nervten unendlich! Dementsprechend ist die Stimmung heute hier auf der Arbeit. Sie wehr sich mit allem, was sie hat, um nicht in meine Abteilung versetzt zu werden. Dennoch wird sie darum nicht herumkommen, es sein denn, sie reicht ihre Kündigung ein. Und ehrlich gesagt: Lieber heute als Morgen!
Der Firmengründer liegt im Sterben. Der Krebs ist gestreut, die Chemo hat nichts bewirkt und der Körper baut rasant ab. Obwohl ich bei ihm nicht angefangen und er mich niemals eingestellt hätte, dieses erbärmliche Ende hat er definitiv nicht verdient.
Möge Gott Gnade walten lassen und ihm dieses unwürdige Dasein ersparen und ihn schnell zu sich holen.

Trotzdem gehe ich gleich noch Mal zu ihm hin. Meine Frau schläft, mein Töchterchen ebenso. Und ich bin angedüdelt und mag eigentlich noch nicht schlafen gehen, obwohl es wohl besser wäre.
War ein cooler Abend mit meinem Chef und dem Vertriebsleiter, der keiner ist. Er macht ca. 5 Millionen Umsatz pro Jahr, mehr als alle anderen Abteilungen zusammen. Er möchte eigentlich eine Veränderung, hat aber keine konkreten Ideen. Ich brauche dringend eine Lösung, wie ich damit umgehen soll, jedenfalls geht mein eigentlicher Plan nicht auf. Aber nicht mehr heute...

Jetzt hätte ich Bock auf Sex. Oder eine Runde Skat. Oder noch besser: ein gutes Rennen auf der Bahn, Geschwindigkeitsrausch. Nur gut, dass mein Auto in der Firma steht.

Allerdings ist der Audi auf dem Parkplatz und hatte unlängst mir zu geflüstert, auch Mal wieder auf die Bahn zu kommen...

Der Waschbär war auch keine große Hilfe.

Ich komme ins Büro, müde, mies gelaunt, wie immer gleich zuerst beim Chef rein. Zahlungslauf freigegeben, schnell hoch und in der FiBu die Datei für die Bank erstellen. Chef klingelt nach und hat eine Frage, die er nicht mehr stellen konnte, da Frau IT-Terminator ins Büro stürzt, einen PC unter dem Arm trägt und mit brachialer Gewalt sämtliche Kabel meines PC's zieht und dabei rumbrüllt, dass diese Aktion ja keinen Schaden hervorrufen wird, da mein PC ja kaputt ist und demzufolge nicht funktioniert.
Ich habe meinem Chef gesagt, dass ich Mal kurz zu ihm runter ins Büro komme. Wir waren beide etwas sprachlos...

So dann auch mein Tag. Wenn die Technik nicht funktioniert, muss man improvisieren, also Besprechungen abhalten. Und früh Feierabend machen. Was wiederum dazu führte, dass ich mich mit meinem Privatleben auseinandersetzen muss.
Ich komme nach Hause, meine Frau wacht gerade aus einem Schläfchen auf, meine Tochter sagt mir guten Tag und verschwindet in den Jugendclub mit der Frage, wann sie zu Hause sein soll. Danach ein kurzes Pläuschen auf der Terrasse und ich merke, meine Frau ist müde und hat alles andere als "Lust". Ich dann natürlich auch nicht sonderlich. Trotzdem steht sie dann im Schlüppi an der Terrassentür und fragt, ob ich rüber ins Schlafzimmer komme. Ich habe mich entschieden, lieber ein paar Worte mit ihr zu reden als halbherzigen Sex zu haben. Reden war aber auch nicht besser.

Da mich auf Arbeit und zu Hause scheinbar keiner versteht, habe ich vorhin den Waschbär voll gelabert. Hat da auf einem Ast rumgelümmelt, Pflaumen gefuttert und mich blöd angesehen.

Zeugnistag, die 8. Klasse ist vorbei. Bei meiner kleinen Faulpelz-Triene habe ich vorsichtshalber zwei 4er vorhergesehen, aber oh Wunder, sie hat tatsächlich die Hufen hoch bekommen und mich positiv überrascht. Mein Zeugnis sah damals zu gleicher Klassenstufe katastrophal aus...
Viel zu lieb und brav die kleine Maus. In einem Monat wird sie 14 Jahre alt und ich bin dann fast 10 Jahre lang ihr Papi. Einfach eine Traum-Tochter!

Ich drücke mich morgen vor Hamburg. Zu viel Chaos im Büro, zu viel Rückstand.