Aus einem Leben

Morgen kehrt meine Frau in die Wohnung zurück. Zumindest hat sie das meiner Tochter so mitgeteilt, mit mir kommuniziert sie weiterhin nicht.
Frage: Freuen oder angst haben?

Bin immer wieder überrascht, was der menschliche Körper alles leisten kann. Ebenfalls die Fähigkeiten, sich an unerwartete Ereignisse anzupassen.

Endlich Unterstützung! Ab ersten Dezember Einarbeitung, ab Januar 30 Stunden pro Woche. Das, was ich benötige, kann sie locker gewährleisten. Und mein "Chef" wird immer mehr zum Freund, das ist ein schönes Gefühl, das zu bemerken. Am Donnerstag hat er mich zusammen mit dem Vertriebsleiter wortwörtlich aus meinem Büro gezerrt und wir sind zusammen Essen gegangen. Beide zollen mir Respekt ab, was ich zur Zeit erreiche. Ich muss zugeben: ich mir auch. Ich muss aber auch ehrlich sein, das läuft gerade alles aus reinem Bauchgefühl ab. Minimal-Planung, komplett Freestyle. Es geht allerdings wieder in die richtige Richtung, ich nehme die Zügel wieder in die Hand und gebe den Takt vor. Klingt brutal, ist aber so. Montag sehe ich mir eine Firma an, die zum Verkauf steht. Ich muss Entscheidungen treffen, von denen Existenzen abhängen, da darf ich mir eigentlich keine Durchhänger leisten. Diese Woche war emotional anstrengend, aber auch geprägt von Erkenntnisse. Vor allem, das Familie und gute Freunde, echte Freunde, unersetzlich sind.

Meine Tochter ist stark. Das Gespräch vor zwanzig Minuten muss sie jetzt erst Mal verdauen. Fünf Tage lang hat sich ihre Mutter, meine Ehefrau, nicht bei mir gemeldet. Gab es seit exakt zehn Jahren so noch nicht. Ich finde gerade zurück zu mir selbst, jenen Menschen, der ich Mal war. Das ist ganz gut so.

Das würde ich gerne meiner Frau senden. Darf ich nicht, soll ich nicht. Dann halt hier, für mich.
Um es festzuhalten: ich liebe meine Frau immer noch. Wird sich nicht ändern. Und im Prinzip habe ich Verständnis für sie, wenn es so ist, wie sie es sagt. Sie soll glücklich sein, ob wir nun zusammen eine Familie bleiben oder getrennte Wege gehen.

Familie und echte Freunde sind unbezahlbar und wertvoller, als jeder Psychiater. Und günstiger...

Meine Frau klärt irgendwas mit sich selbst ab, von dem ich keine Ahnung habe. Ihr ist bewusst, dass sie mit ihrer Art und Weise, wie sie damit umgeht, mich sehr verletzt, aber "es geht halt nicht anders". Ihr ist auch klar, dass unsere Tochter darunter leidet und erwartet daher, das ich für sie stark bleibe. Sie schreibt ihr, das sie irgendwann auch wieder zurück kommt.

Meine "Rolle" ist also: Schnauze halten, brav abwarten und für meine Tochter da sein.

Check!

War wohl gestern kein besonders toller Tag für mich.
Aufgrund meiner emotionalen Verwirrung hat das gestern mit der Arbeit nicht so wirklich gut funktioniert und gipfelte darin, dass ein Mitarbeiter, dem das zusteht, mich kurz vor Mittag gebeten hat, lieber im Home Office weiterzuarbeiten. Bevor ich noch mehr Mitarbeiter "motiviere".
Klang irgendwie plausibel, also bin ich nach Hause gefahren, in der Annahme, eine leere Wohnung vorzufinden. War sie auch. Bis meine Frau nach Hause kam, um ihre Sachen zu packen. Muss ich wohl falsch verstanden haben, dass sie bereits morgens ihre Sachen mitnimmt und gleich zu ihrer Schwester fährt.
Der kurze Moment, während sie gepackt hatte, war kaum auszuhalten.
Noch am Sonntag morgen lag sie nackt im Bett und hätte mit mir Sex gehabt, wenn ich es denn gewollt hätte, und zwei Tage später zieht sie aus, ohne mir sagen zu können, warum eigentlich. Mehr als "ich brauche Zeit für mich" kam da nicht rüber. Und, dass ich nicht anrufen soll und sie auch meine Nachrichten nicht beantworten wird, - was aber laut ihrer Aussage keine Bestrafung darstellt.
Darf ich der Meinung sein, dass ich das als Bestrafung auffassen darf? Nach zehn Jahren Beziehung empfinde ich das ziemlich unfair und brutal.
Ok, sie braucht Zeit für sich. Soll sie haben. Ich befürchte nur, das dieser Egoismus-Trip bei mir etwas kaputt gemacht hat, was sich nicht mehr kitten lässt.
Die Extreme liegen zu dicht beieinander...