Aus einem Leben

Happy Nikolausi!

Den Nikolausi hat sie meiner Tochter "heimlich" gegeben. Nix wie früher. Und Plätzchen backen hatte irgendwie einen miesen Beigeschmack. Plötzlich ist meine Frau irgendwie dazwischen gekommen und ich habe ihr dann das Feld überlassen. Und habe dann die "Flucht" angetreten und war bis eben bei einem Freund.

Eigentlich schön, denn er ist ein langjähriger Freund und auch wenn wir uns in den letzten zehn Jahren deutlich weniger gesehen haben als früher, er gehört immer noch zu meinen engsten Freunden. Wir haben stundenlang wie die Waschweiber die letzten zehn Jahre Revue passieren lassen und es ist erstaunlich, wie viele Parallelen bei unseren ungewollten Trennungen existieren. Vor allem der "Eispanzer" bei den Frauen. Und dieses plötzliche umschwenken in diesen "Verachtungs-Modus".

Angst hat mir aber gemacht, wie es bei ihm nach dem Ausspruch der Trennung und dem Auszug weiterging. Entgegen der Absprache hat sie fast die ganze Wohnung ausgeräumt und mitgenommen. Entgegen der Absprache des wöchentlichen Wechsels sieht er seine Kinder nur jedes zweite Wochenende. Theoretisch. Die Anschrift der neuen Wohnung seiner Kinder hat er fünf Wochen nach dem Auszug erfahren. Post vom Scheidungsanwalt hat er auch bekommen, ziemlich teure sogar. Das Geld ist weg, das Auto auch. Aber er soll die Kinder trotzdem abholen, wenn seine Ex das so anordnet. Er hat das ganze irgendwie treffend beschrieben: sie will duschen, aber nicht nass werden.
Ich befürchte, das steht mir auch bevor, obwohl sie es jetzt wahrscheinlich abstreiten würde. Ich unterstelle ihr nicht einmal Vorsatz. Meine Frau lässt sich da gerade auf eine ziemlich anstrengende Zeit ein, und ich bin mir nicht sicher, ob das gut ausgeht.

Aber sie ist stark und ich glaube an sie. Sie kann sich ein neues Leben aufbauen, wenn ich ihr nicht im Weg stehe und sie dabei nicht behindere. Irgendwie kann ich sie unterstützen, ohne das sie es mitbekommt.

Das mit der Hausverwaltung ist eine blöde Situation. Spätestens am Montag muss ich wohl das Gespräch mit meiner Frau suchen. Auch wenn sie vor hat, jetzt alles alleine zu regeln, das kann sie nicht ohne meine Mitsprache machen, so gerne sie es auch möchte. Und ich möchte sie nicht einmal ausbremsen, auch wenn es zu meinem finanziellen Nachteil ist. Aber ich möchte auch die Wohnung behalten, die ist mir heilig, und darauf sollte sie eigentlich Rücksicht nehmen, ob ihr das gefällt oder nicht.
Oh bitte lieber Gott, lass das möglichst friedlich ausgehen.

Einkauf erledigt (Großeinkauf, teuer). Den Rewe-Gutschein habe ich dankend abgelehnt, den wird sie wohl selber bald gut gebrauchen können.
Friseur fällt aus, da mein Kind doch lieber mit ihrer Freundin bei uns Plätzchen backen möchte. Ich habe ihr angeboten, lieber auszugehen und Spaß zu haben, wollte sie aber nicht.
Auch meine Frau hat das Angebot abgelehnt, mir den Mädels zu backen.
Sie möchte später eventuell noch mal raus gehen, was auch immer das bedeutet. Für mich zumindest: ich esse heute Abend alleine. Oder aber ich gehe mit dem Ollifant einen Happen essen. Eigentlich eine gute Idee, besser als alleine zu Hause zu sitzen.

Das Gespräch mit Tante K. lasse ich ausfallen. Sie wird schon instinktiv wissen, wie mit den Inhalten meiner Schreiberei umzugehen ist. Mein Vater tut mir jetzt schon leid. Er gehört mehr zu der Rosamunde-Pilcher-Fraktion mit Happy-End. Wird schwer für ihn zu ertragen sein, dass die Realität grausam ist und nicht "alles wieder gut wird". Nun, Tante K. wird ihn schon wieder auffangen.

Jetzt Haushalt und Plätzchen-Teig vorbereiten.

saturday-morning-blues

Sie kam spät nach Hause, versuchte sehr gut gelaunt zu wirken, was sehr gespielt rüber kam. Und ein Gläschen Weißweinschorle hat sie wahrscheinlich auch gehabt.
Egal, sicher nach Hause gekommen, nur das zählt.
Trotzdem hat sie wie immer nicht vernünftig geschlafen und war nachts wieder im Wohnzimmer, hat sich aber kurz bevor ich aufgestanden bin wohl noch mal für ein Stündchen hingelegt.
Gerade ist sie durchs Wohnzimmer geschlichen, sieht ein wenig angeschlagen aus. Kurze Absprache wegen Einkauf, den meine Tochter und ich nach dem Frühstück anstreben. Haben wir früher immer gemeinsam gemacht.

Was soll ich auf die WhatsApp-Nachricht antworten? Geht es mir wieder besser?
Nein, eigentlich nicht. Ich versuche besser damit umgehen und fange an, mich ein wenig zu schützen. Aber besser geht es mir erst wieder, wenn meine Frau wieder lacht und glücklich ist.